Mehr Diversität im Schöffenamt: Ein Plädoyer für mehr Migranten als Schöffen
Meine persönliche Reise als Hauptschöffe
Seit 2019 habe ich das Privileg, als Hauptschöffe am Hamburger Amtsgericht zu dienen. Diese Rolle hat mich tief in den Kern des Justizsystems geführt und mir die Augen für die immense Verantwortung geöffnet, die mit diesem höchsten deutschen Ehrenamt verbunden ist.
Die Notwendigkeit von Diversität im Schöffenamt
Während meiner Amtszeit wurde mir schnell bewusst, dass eine überdurchschnittliche Anzahl von jugendlichen Angeklagten einen Migrationshintergrund oder eine Migrationsgeschichte hat. Das Schöffengerichtsverfahren soll sicherstellen, dass „normale“ Bürger an richterlichen Entscheidungen beteiligt werden. Aber wenn überwiegend ältere, weiße Menschen urteilen, besteht die Gefahr einer verzerrten Perspektive. Mein Engagement soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen und das Schöffenamt repräsentativer zu machen.
Einblicke und Erfahrungen
Als Schöffe bekommt man einen einzigartigen Einblick in das Justizsystem. Es ist eine Gelegenheit, die Richterperspektive einzunehmen und aktiv an Urteilsfindungen teilzunehmen. Diese Erfahrung ist sowohl herausfordernd als auch unglaublich bereichernd.
Das Schöffenamt: Eine Einführung
Schöffinnen und Schöffen sind ehrenamtliche Richter/innen in Strafsachen. Sie sind integraler Bestandteil des Gerichtsprozesses und tragen maßgeblich zur Urteilsfindung bei. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass keine juristische Vorbildung erforderlich ist. Die Beteiligung von Bürgern mit unterschiedlichen Lebens- und Berufserfahrungen ist essentiell, um eine ausgewogene und gerechte Urteilsfindung zu gewährleisten.
Wer kann Schöffe werden?
Das Schöffenamt steht grundsätzlich allen Bürgern offen. Es wird jedoch erwartet, dass alle Bevölkerungsgruppen in Bezug auf Geschlecht, Alter, Beruf und sozialen Status angemessen vertreten sind. Schöffinnen und Schöffen werden für eine Amtszeit von fünf Jahren berufen und sollen in der Regel an nicht mehr als zwölf Sitzungstagen pro Jahr teilnehmen.
Rechte und Pflichten eines Schöffen
Schöffinnen und Schöffen haben während der Gerichtsverhandlung dieselben Rechte und Pflichten wie die anwesenden Berufsrichter. Sie sind zur aktiven Teilnahme an den Sitzungen verpflichtet und erhalten eine Entschädigung für ihre Dienste. Nach zwei Amtszeiten müssen Schöffen eine Amtszeit pausieren, bevor sie sich erneut bewerben können.
Ausschlusskriterien
Es gibt bestimmte Personengruppen, die aufgrund ihres Berufs, Status oder anderer Faktoren nicht als Schöffen berufen werden dürfen. Dies dient dazu, mögliche Interessenkonflikte oder Voreingenommenheit zu vermeiden.
Weiterführende Informationen
Für alle, die sich weiter über das Schöffenamt informieren möchten, empfehle ich den Leitfaden für Schöffen.
Quelle: https://www.hamburg.de/bjv/service/3740714/schoeffen/