Bismillah Al Rahman al Rahim, 

„Im Namen Gottes des Allerbarmers des Barmherzigen“

Impuls zur Interreligiöser Karfreitagsandacht am Kreuzweg in Hamburg St Georg

Heute stehen wir hier um mit euch eine Friedensandacht durchzuführen, es geht nicht um die Frage, ob es sich bei uns Muslime und Christen um den gleichen GOTT handelt. Nach meiner Überzeugung nach beten zu demselben Gott an. Wichtig ist aber festzuhalten, dass wir uns gemeinsam für Gottesschöpfung einsetzen. Das ist uns gemeinsame Nenner. Wir dürfen uns nicht in den Vorstellungsunterschieden verwickeln lassen.

nun…
Meine Seele ist betrübt…

Video zur interreligiöser Karfreitagsandacht

Ich wurde gefragt nach dem heutigen Thema. Und ich sagte ChristChurch. Der Fragende erwiderte: das hatten wir doch schon und ich antwortete, aber diese Menschen sind immer noch Tod!

„Hello Brother,“ so wurde der Terrorist aus Neuseeland begrüßt, als er die Moschee betreten hatte.

Dann begann er sein schändliches, terrorristisches Werk. 

Auch ich stehe häufig beim Empfang von Gästen an unserer Moscheetür.

Ich habe letzte Woche getrauert und trauere immer noch. Ich empfinde es so, als hätte es auch in unserer Moschee Gemeinde stattfinden können. Ich wäre dann nicht sauer auf die deutsche Gesellschaft, genauso wie es nicht die neuseeländische Gesellschaft ist, die das getan hat, sondern ein Rassist, ein Unmensch, ein Irregeleiter, möge Allah ihn rechtleiten und die weltlichen Richter ihn gerecht bestrafen.

Ja, auch ich hätte in der Tür stehen können.

Dieser Gedanke macht Angst.

Ich hätte auch in der Tür sein können. Ich hätte erschossen werden können. Doch dieser schreckliche Terrorakt wird mich nicht davon abhalten die Hamburger mit einem freundlichen Lächeln in unserer Moschee zu begrüßen.

Doch wird er mich damit davon abhalten, die Hamburgerinnen und Hamburger auch weiterhin mit einem freundlichen Lächeln in unserer Moschee zu begrüßen? 

Nein. Niemals! 

Es tut weh, es tut wirklich weh, denn obwohl es am entferntesten Punkt der Erde war, hat mich niemals zuvor ein Weltereignis so persönlich getroffen und ging mir so nah. 

Vielleicht auch wegen der perversen Ich-Perspektive des Videos, mit dem der Terrorist es tatsächlich schaffte, mich zu terrorisieren.

Ich habe mich geekelt über dieses schreckliche Dokument seiner Schandtat.

 

Dieses menschliche Wesen dachte er tötet 50 Muslime,

Aber :

Dann wurde der Quran im neuseeländischen Parlament vorgelesen.

Der Adhan (Gebetsruf) wurde im ganzen Land ausgerufen.

Die Freitagsprädigt wurde im Fernsehen übertragen.

Ein Hadith wurde vom Premier Minister vorgelesen.

Viele Frauen in Neuseeland trugen aus Solidarität ein Kopftuch.

Ich hoffe er sieht es aus seiner ewigen Gefängniszelle. Möge er seine Tat bereuen.

Das ist keine Islamisierung Neuseelands, sondern eine wunderschöne Weise Solidarität auszudrücken. Damit sagt die gesamte neuseeländische Gesellschaft mit einer einheitliche Stimme: Nein zum Rassismus. Und auch wir hier in Hamburg sagen nein zum Rassismus !

Durch Neuseeland sind anschließend beeindruckende Solidaritätsbekundungen bis zu uns rüber geschwappt. Auch hier – in meiner geliebten Heimatstadt Hamburg – haben uns in diesen Tagen Ihre Unterstützung und Solidarität zum Ausdruck gebracht. Dafür möchte ich nochmals Dank sagen. Hamburg ist unsere Stadt. Es ist ein guter Ort. Lasst uns ihn noch besser machen. 

Liebe Freunde macht euch ein eigenes Bild über unsere Religion. Lass euch nicht von Populisten lenken.

Als Muslime verweigern wir, dass Fanatiker und Extremisten für uns reden und unsere Religion missbrauchen. Genau so spricht dieser Rassist nicht für die westliche Welt oder für die Christen.

Dies sind keine christiliche Extremisten, sondern Terroristen, aber die haben das gemacht was viele feige Rassisten unterschwellig sagen und denken.

„Wehret den Anfängen“ war mal ein Spruch, den WIR uns als deutsche Gesellschaft versprochen haben. Lasst diesen Spruch nicht nur ein Lippenbekenntnis sein. Lasst uns dieses Versprechen nicht nur auf Antisemitismus anwenden, sondern auf den jeglichen Hass. Lasst uns als Gesellschaft handeln, es ist schon soweit, es hat angefangen.

Zwar geht es bei Friendensandachten nicht darum Forderungen zu stellen, doch eine Forderung habe ich dennoch: lasst uns als gute Nachbarn wachsam bleiben und auf einander acht geben nicht als Muslime oder Christen, sondern als Gottesschöpfung. 

Mehdi

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„Und lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsre Versammlung, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.“

[Hebräer 10:24-25]

“Unter euch soll es eine Gemeinschaft geben, die zum Wohl einlädt, das Rechte gebietet und abhält vom Übel. Und sie werden es sein, die errettet werden.”

[Sure Āl Imrān, Vers 104]

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